Die Geschichte des Fronleichnamsfestes

Der Fronleichnamstag ist seit vielen Jahren ein ganz besonderes Ereignis in Neuhausen: Der Gottesdienst am Morgen, die anschließende Prozession durch den Ort von Altar zu Altar, vorbei an den vielen bunten Blumenteppichen und das Festschießen auf dem Schlossplatz am Nachmittag. Vermutlich blicken viele unserer Musiker dieses Jahr wehmütig auf den Fronleichnamstag zurück, ist dieser doch schon längst Tradition geworden, denn als Musikzug der Bürgergarde sind wir jedes Jahr Teil der Prozession.
Unser Musiker Karl gibt uns einen Einblick in die Historie des Fronleichnamsfestes:
Papst Urban IV. erklärte im Jahre 1264 das Fronleichnamsfest zum allgemeinen kirchlichen Fest. Es ist eines der höchsten Feiertage im römisch-katholischen Kirchenjahr. Der erste Hinweis auf eine Beteiligung der Musik an diesem Fest in Neuhausen findet sich bei Pfarrer Augustin Rugel, der die Prozession im Jahre 1820 wie folgt beschreibt: “Während des Weges wir immer Gesang, Türkischer Musik, und besonderer Militärmusik abgewechselt.“
Im Gemeinderatsprotokoll vom Jahre 1852 wird ebenfalls die Musikkapelle erwähnt, die nach der Fronleichnamsprozession und dem anstrengenden Spielen im Ochsengarten eine Stärkung zu sich nahmen.
Um 1900 gab es in Neuhausen zwei Musikkapellen. Zum einen die Kapelle Presto mit ihrem Dirigenten Anton Schmidt. Sie stellte im Jahre 1900 bei der Gemeinde den Antrag, bei der Fronleichnamsprozession spielen zu dürfen. Die andere war die Kapelle Rank, die für die Musik beim Bürgermilitär zuständig war. Erste Fotos belegen, dass diese Kapelle im Jahre 1891 (erster Altar beim Löwen) an Fronleichnam gespielt hat. Sie hatten noch keine Uniform. Ein weiteres historisches Foto zeigt die Kapelle beim Altar am Rathaus im Jahre 1910, diesmal aber in Uniform. Es war damals eine kleine Musikkapelle mit wenigen Musikanten.
Aber was wurde damals an Fronleichnam gespielt? Karl Josef Rank war als Militärmusiker in Ulm tätig. Von dort brachte er handgeschriebene Noten von Märschen mit, die nur bei uns zu hören sind und bis heute gespielt werden.
Im Jahre 1930 schlossen sich beide Kapellen zusammen und gründeten den Musikverein. Es war dann ein leistungsstarker Musikkörper, der nun am Fronleichnamsfest spielte.
Im Jahre1960 durfte ich zum ersten Mal an Fronleichnam ausrücken. Wie üblich spielten wir um 5:00 Uhr die Tagwache, die beim Pfarrer begann. Dann lief man zu Fuß durch die Kirch-, Karl-, Kessler-, und Bäderstraße. Bei verdienten Vereinsmitgliedern und Honorationen wurde die Tagwache gespielt und man bekam öfters etwas Flüssiges zur Stärkung. Bei einem Haus in der Bäderstraße gab es Kaffee und Hefezopf, was allen gut getan hat. Die letzte Tagwache wurde bei Vorstand Otto Grimm in der Marktstraße gespielt.
Dann wurde es hektisch, denn bereits um 8:30 Uhr war wieder Antreten zum Gottesdienst, der um 9:00 Uhr in der Pfarrkirche begann. Während diesem begab sich die Musikkapelle in den Ochsen, um eine Stärkung zu sich zu nehmen.
Die Prozession bewegte sich damals wie heute durch die Markt-, Bahnhof-, Wilhelm-, Schlossstraße zurück zur Kirche. Auf dem Weg spielten wir abwechselnd mit dem Spielmannszug unsere historischen Prozessionsmärsche. Die Straßen des Prozessionsweges waren mit Gras bestreut, was den feierlichen Charakter noch betonte. Diese waren damals aber noch nicht asphaltiert. Wenn es sehr warm war, trocknete das Gras auf den später asphaltierten Straßen und wurde zur Gefahr für den Verkehr. Nach einigen Unfällen stellte man das Grasstreuen ein.
Am Nachmittag nach der feierlichen Vesper fand wie heute auf dem Schlossplatz das Festschießen statt. Interessant war immer, wer beim Schnellfeuer den letzten Schuss abfeuerte. Nach dem Festschießen ging es in den Saalbau, wo wir immer ein großes Konzert zu spielen hatten. Es war für den Musikverein der wichtigste Konzerttermin. Heute allerdings geht man nach dem Schießen in den Pfarrgarten, wo das Gemeindefest gefeiert wird.
Für die auswärtigen Neuhäuser war das Fronleichnamsfest immer ein Anlass, um in die alte Heimat zu kommen, das Fest mitzuerleben und Freunde zu treffen. Wegen der vielen Besucher setzten die Filderbahn und die Straßenbahn Sonderzüge ein, um diese nach Neuhausen zu befördern. Ein anschauliches Foto aus dem Jahre 1955 zeigt dies ganz deutlich. 

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